Zeichen der Biodiversität am AELF Nördlingen-Wertingen
Jeder kann und soll etwas für den Artenschutz tun

Beiträge zur Biodiversität sind wichtig. Diese können aber nicht nur Landwirtinnen und Landwirte schultern. Wir sind als Gesellschaft in der Pflicht, gemeinsam langfristige Lösungen zu finden. Im Alltag bieten sich zahlreiche Maßnahmen an, die jeder umsetzen kann. Oft ist schon ein bewusster Umgang mit unserer Natur ein Anfang.

Die bayerische Landwirtschaftsverwaltung will Zeichen setzen und alle zum Beitrag motivieren. Im Jahr 2020 startete die Aktion "Blühende Ämter". Die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) und die Ämter für Ländliche Entwicklung entwickelten Konzepte, um Freiflächen arten- und strukturreicher zu gestalten. Auch unsere Standorte in Nördlingen und Wertingen machten mit. Nun sind Ergebnisse zu sehen.

Am Standort Nördlingen wurde das Konzept in Zusammenarbeit von Landkreis, Schule und Amt erfolgreich umgesetzt. Unser Amt ließ sich von Kreisfachberater für Gartenbau, Sebastian Storch, beraten. Das Team der Kreisgärtner übernahm auch größtenteils die gestalterischen Arbeiten vor Ort. Beteiligt waren außerdem Schülerinnen und Schüler der benachbarten St.-Georg-Schule Nördlingen, die ihr handwerkliches Geschick beim Bau von Nistkästen unter Beweis stellten. Das AELF steuerte finanzielle Mittel bei und lieferte aufgesammelte Lesesteine für die Gestaltung des Staudenbeets.
Bei einem Termin im Juni 2021 begutachteten Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Institutionen das Resultat der gelungenen Kooperation.
Amtschef Manfred Faber erläuterte die Hintergründe der Aktion "Blühende Ämter". Wissenschaftliche Veröffentlichungen wie die "Krefelder Studie" oder die Stellungnahme der Leopoldina-Akademie belegen seiner Aussage nach einen deutlichen Rückgang der Biodiversität in der freien Landschaft. Die biologische Vielfalt insgesamt und die Individuenzahl bei vielen Insektenarten nähmen stark ab. Die Schuld werde häufig allein der modernen Agrarwirtschaft zugeschrieben. Zwar müsse die Landwirtschaft selbstkritisch Ursachen und Lösungen hinterfragen und sich der öffentlichen Diskussion stellen. Die Gesellschaft mache es sich aber zu einfach, wenn sie die komplette Verantwortung für diese Entwicklung den Bauern zuschiebe.
Jeder ist gefordert
"Wichtig ist, dass jeder in seinem Hausgarten etwas zur Artenvielfalt beiträgt", so der Behördenleiter des AELF. Die Gestaltungselemente auf dem Amtsgelände sollen interessierten Besuchern somit auch als Anregung und Inspiration für die Gestaltung des Privatgartens dienen:
Bunte Blumenwiese

Maßnahmen sinnvoll kombinieren

Zwei Insektenhotels

Insektenhotels

Staudenbeet mit Trockensteinmauer

Strukturreichtum auf kleinem Raum

Neuer Wohnraum für Vögel und Fledermäuse
Neu sind Vogelnist- und Fledermauskästen, die an einigen Bäumen und anderen erhöhten Stellen einen Platz gefunden haben. Schüler der benachbarten St.-Georg-Schule fertigten die Stücke unter der Anleitung ihres Werklehrers Herrn Wundel an. Johanna Lier, Schulleiterin des Sonderpädagogischen Förderzentrums St.-Georg-Schule begleitete die jungen Männer bei der Übergabe ihrer Werkstücke. Die Schülerinnen und Schüler der St.-Georg-Schule hätten ihr Schulgelände bereits gut mit Nisthilfen ausgestattet und unterstützten das Nachbaramt gerne bei diesem Vorhaben.
Angebracht wurden die Behausungen von Wolfgang Hager, dem gemeinsamen Hausmeister von Schule und Amt. Der bestätigte auch, dass in jedem Vogelhäuschen auf dem Schulgelände jährlich Vögel brüteten. Im kommenden Jahr werde sich zeigen, ob die neuen Behausungen auf dem Amtsgelände ebenso gut angenommen werden
Gruppenphoto
Martin Wimmer vom AELF Nördlingen-Wertingen hat in Zusammenarbeit mit Kollegen des Amtes, Kreisfachberater, dem Landesbund Vogelschutz, der Stadt Wertingen und weiteren Akteuren ein umfassendes Konzept entwickelt. Das Ministerium stellte allen interessierten Ämtern 1.000 € Budget zur Verfügung. Da dieser Betrag schnell ausgereizt wurde, war die Zusammenarbeit vor Ort besonders wichtig. Bereits im Herbst 2020 wurden Elemente am Amtsgelände aufgestellt. Im Juni 2021 wurde das Projekt im Rahmen eines Pressegesprächs abgeschlossen. Neben zahlreichen Vogel- und Fledermaushäuschen wurde ein Magerblührasen angelegt sowie ein Insektenhotel aufgestellt.
Insektenhotel – ein Unikat
Das Insektenhotel ist eine einmalige Anfertigung aus der Region. Es wurde von Alois Reiter aus Mörslingen gebaut. Dabei verbrachte er zahlreiche Stunden, um das Gerüst zu errichten und Löcher für Bienen und Co. zu bohren. Stolze 2.000 Löcher bohrte er. Er hatte die Idee, bereits gefüllte Elemente mit einzubauen. Aus diesen schlüpften bereits im Frühjahr die ersten Bienen.
Ausreichend Nahrung
Damit die Insekten auch eine entsprechende Lebensgrundlage vorfinden, wurde neben dem Insektenhotel noch ein Magerblührasen angelegt. Mit Unterstützung des örtlichen Bauhofes wurde der Humus abgetragen und mit Wandkies ausgefüllt. Die Ansaat erfolgte mit regionalem Saatgut. Hierzu gab Kreisfachberater Herian fachliche Tipps. Bis zum Sommer wird sich hier ein blühendes Bienenparadies etablieren.
Unterkunft für zahlreiche Vögel
Weiterhin wurden verschiedenste Nisthöhlen für Vögel und Fledermäuse an den Ahorn- und Kiefern-Bäumen angebracht. Ein besonderer Blickfang ist der Mauerseglerkasten am Schulgebäude. Dieser ist eine Spezialanfertigung vom LBV Dillingen. Er bietet Platz für 4 Nistpaare. Bei der Anbringung wurde auf eine weite Anflugschneise geachtet. Damit keine Brutkonkurrenten im Mauerseglerkasten einnisten, wurden die Einflugschlitze bis Ende April abgedeckt und erst dann geöffnet. Bereits zu Jahresanfang konnten die ersten Vögel an den neuen Nistplätzen gesichtet werden.
Weiteres Vorgehen
Das Thema Biodiversität muss langfristig betrachtet werden. Neben der regelmäßigen Pflege sind weitere Ideen für die Zukunft gefragt. Am AELF Nördlingen-Wertingen werden sich immer wieder neue Möglichkeiten anbieten. Diese gilt es in den nächsten Jahren Stück für Stück umzusetzen. Hiermit soll auch jeder aufgefordert sein, in seinem möglichen Rahmen für sich Ideen zu entwickeln.